von olga | Aug 17, 2020 | Neues bei CPP
Am 18. August 2020 wurde im masurischen Sztynort/Steinort, in dem ehemals Lehndorffschen Schloss, meine Fotoausstellung Post-Deutsch/Wiedergewonnen eröffnet. Hier einige Eindrücke von der Ausstellung sowie der Ausstellungstext.
„Landschaft, ähnlich wie Architektur und Raumplanung, unterliegt kulturellem Wandel. Die Art und Weise, wie Felder und Weiden voneinander getrennt werden, die Auswahl der Bäume, welche um Felder herum wachsen oder Alleen formen, Wege durch Wiesen und Wälder, die Art Grundstücke einzuzäunen – hier berühren sich Natur und menschliches Tun.
Natur dauert an – unabhängig davon, in welchen Staatsgrenzen sie sich formell befindet.
In der menschlichen Geschichte und auch jener der Staatlichkeit ist Nationalismus als Idee eine Erscheinung jüngeren Datums. Er entstand in Zeiten der Industrialisierung und durch die damit verbundene Verstärkung der menschlichen Mobilität. Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Ausbau des Schienennetzes begann der Mensch immer größere Distanzen in immer kürzerer Zeit zurückzulegen. Das beeinflusste sein Gefühl der Zugehörigkeit. Reisende, die sich anders bewegten als zu Fuß oder mithilfe des Pferdes begannen sich mit einem größeren geographischen Raum zu identifizieren als nur mit ihrer näheren, direkten Heimat.
Heute im Zeitalter der Globalisierung lassen sich gleichzeitig gegensätzliche Richtungen beobachten – die Renaissance der Nationalismen, Weltreisen als Selbstfindung oder Selbstbewerbung auf den sozialen Medien, Leben im Geist der Langsamkeit und Flugscham und zuletzt – Europa der Regionen und die Unterstützung von lokalen Initiativen, subsidiär und auch grenzüberschreitend.
Die Idee und Politik der Europäischen Union erlaubt die Identifikation mit der Region über die Grenzen der Staaten hinaus, was in gewissem Sinne eine Rückkehr in die Vergangenheit darstellt – in die Zeit vor der Entwicklung der nationalen Idee und deren Bindung an konkrete Staaten. Heute wird Heimat wieder zur Stütze von identitätsstiftender Zugehörigkeit.
In meinen masurischen Landschaften möchte ich darauf aufmerksam machen, was unter der ersten Erkenntnisoberfläche liegt. Ich greife auch nach der Vergangenheit und zeige meine Heimatregion scheinbar außerhalb des menschlichen Kontextes – die Bilder zeigen nicht Menschen sondern Landschaften und architektonische Motive. Die Auslassung des menschlichen Aspektes ist jedoch irreführend, denn sowohl die Architektur wie auch die Gestaltung der Landschaft sind kulturelle Werke, und somit erschaffen durch den Menschen. Die ländlichen Gebiete des Ermlands und Masurens sind zu hohem Grad mit ihrer preußischen Vergangenheit verbunden – sie sind deren Abbild. Indem ich Masuren auf diese Weise fotografiere, unterstreiche ich den zeitlosen Charakter der Region. Die Motive der Bilder sind wie aus dem konkreten politischen Kontext herausgeschnitten, denn die von mir präsentierten Weiden, Wälder und Seen und selbst die Gebäude könnten in dieser Form auch vor einhundert Jahren so existieren.
Dies ist unsere gemeinsame kulturelle Plattform. Heute werden diese Gebiete von Bürgerinnen und Bürgern der Republik Polen bewohnt, vor einhundert Jahren lebten hier Preußen und Preußinnen. Dies ist eine höchst seltsame Situation – das Bühnenbild und die Kulisse sind die gleichen. geblieben, nur die Schauspielerinnen und Schauspieler wurden ausgewechselt.
Die Mitgliedschaft Polens in der Europäischen Union ermöglicht Personen, die aus diesen Gebieten kommen, nicht nur die uneingeschränkte Bewegung zu den Orten ihrer Kindheit, sondern auch die Rückkehr dorthin und die Ansiedlung. Im Ermland und in Masuren erhält die Idee vom Europa der Regionen eine völlig neue Bedeutung, zugleich ist es eine irgendwie auch deutsch-polnische Region, aber ohne jegliche Grenzen mit der Bundesrepublik.
Wenn ich mit der Kamera durch Wiesen und Wälder in Masuren streife, nehme ich wahr, wie sehr unsere Sinne die kulturellen Eindrücke früherer Bewohner:innen der Region aufsaugen. Personen, die hier nach dem Krieg aufwuchsen, nehmen gleichzeitig, und ohne dies zu bemerken, die Kultur ihrer Familien auf, wie auch die derjenigen, die vor hunderten von Jahren diese Städte, Dörfer und Siedlungen schufen und die formal einen anderen kulturellen Raum vertreten. Diese Einflüsse vermischen sich und erschaffen etwas Neues, das eng mit der Region verbunden ist und nicht mit Nationalität oder staatlicher Zugehörigkeit.
In meinen Arbeiten bringe ich etwas ans Licht, das uns gewöhnlich, natürlich, nicht erwähnenswert erscheint, aber das sich dennoch auf unser Gefühl von Heimat/ Zuhause auswirkt und das Menschen, die aus dem ehemaligen Ostpreußen vertrieben wurden, als Objekt der Sehnsucht und der Nostalgie nennen. Das ist die Ebene die wir teilen – in diesen Landschaften wurden vor einhundert Jahren deutsche Kinder groß und jetzt spielen und wachsen hier polnische Kinder auf. Ihre Sinne teilen diese Erfahrungen.
Die nationale Minderheit, die immer noch in Ermland und Masuren lebt, hat sich angepasst und wurde unsichtbar. Etwas Ähnliches ist auch in Deutschland geschehen – in umgekehrter Konfiguration, wo wir nach dem Buch von Emilia Smechowski unsichtbare „Strebermigrant:innen“ vorfinden, Polinnen und Polen, die sich so gut in die deutsche Kultur eingepasst haben, dass sie nicht als Ausländer:innen wahrgenommen werden.
Ich war auch eine solche unsichtbare „Strebermigrantin“. Im Jahr 1990 emigrierte ich mit meinen Eltern in die BRD, wo ich die Schule und das Studium abschloss. Die Bezeichnung poniemieckie (post-deutsch) im Kontext meiner Familiengeschichte hat daher für mich auch eine persönliche Bedeutungsebene. Mein Leben in Idzbark, dem Dorf meiner Familie, nach der Emigration ist nämlich gerade für mich post-deutsch, und zum reinen Polentum (was auch immer das heißt) habe ich keinen Zugang. Mein Charakter, meine Art auf die Welt zu schauen, dazu gehört auch die Natur meiner familiären Heimat, meine Ansichten, meine Kenntnis zweier Sprachen auf muttersprachlichem Niveau – ist ein Amalgam deutsch-polnischer Erfahrungen.
Was ist hier post-deutsch und was ist wiedergewonnen?
Antworten darauf suche ich mithilfe des Kameraobjektivs.“
von olga | Jun 10, 2020 | Neues bei CPP
Am 1. Juni 2020 habe ich an einer Instagram-Kampagne der US-Künstlerin Judy Chicago und der Turner Carroll Gallery (Santa Fe, USA) und den Serpentine Galleries (UK) teilgenommen.
Bei Create art for the earth geht es darum, darauf aufmerksam zu machen, dass der Mensch für die zahlreichen Veränderungen auf unserem Planeten (darunter den Klimawandel) mitverantwortlich ist. Ich habe dafür das Motiv Here I stand ausgewählt. Es handelt sich dabei um ein Foto aus der Serie The magic has arrived aus dem Jahr 2017. Die Arbeit im materiellen Sinne – also der Originalfotoabzug unter Acrylglas – entstand im Mai 2020 eigens für diese Kampagne und wurde von dem Fotolabor Whitewall produziert.
Viel Spaß beim Schauen!
My photographs mainly depict landscapes in my home region in the north of Poland. They only seemingly avoid the human context because all landscapes are a part of human culture. Humankind exerts a tangible impact on nature and wildlife, unfortunately, more often than not, by manipulating and destroying it, yet humankind unquestionably is a guest of this planet. The socio-political concepts of humankind are all attempts to control specific parts of our surroundings but will inevitably be outlived by the continuity of life on this planet.
My works have intentionally been stripped of any geopolitical context which is why it’s not easy to date them. This is my way of raising awareness of nature and wildlife that exist irrespectively of national territories and the language(s) there spoken.
My home village and the lands surrounding it used to be part of Germany before the Second World War. After they became a part of Poland, the people settling here would refer to it as the post-German lands. Bearing in mind the larger context, it is evident that all creatures on earth constitute vital links between the “pre-something” and the “post-something”. All beings on earth are carriers of life with the potential to convey it further like a torch.
For its own species, every being ─ whether horse or human ─ comes as one but stands as 10,000.
And we have no idea just how many there may be in times to come.
With this awareness, how could one possibly blow someone’s torch out?
Life matters.
von olga | Okt 9, 2019 | Musik
“The music of Józef and Zofia has toning effects that are an effective remedy to the abundance of noise, chaos, and the intense flood of stimuli in which we have come to live. It helps quiet the mind and keep a cool and passive head. Just listening to the four infinitely interweaving sounds of guitars makes you passionate about them, cherishing every single sound. Modest, charming, melancholy, lazy, drifting, minimalist, and prudent but, most of all, absolutely stripped of any pretensions whatsoever.” This is what Bartosz Nowicki wrote about the music of Józef and Zofia on his blog “raz uchem / raz okiem” [Once with the ear, once with the eye], brilliantly summarising the work of the duo.
Józef and Zofia are an ambient duo, which sounds like:
soft noises out of a box, underwater guitars, the fear of flying, a cool and passive head, a black and white cat, head nodding, extremely slow, and nothing special.
The concerts of Józef and Zofia embody:
extracting, enhancing, and silencing everything that is present, and sharing this in the form of wonderful sensations and feelings. Józef and Zofia use a guitar and simple electronics at concerts to create a peaceful and serene space for meetings.
Józef and Zofia have been creating and performing together since 2017. They have given dozens of concerts: Kolonia Artystów – Gdańsk, FARBY – Poznań, Osobliwy Poniedziałek – Kraków, KIPISZ – Łódź, Morski Pokój – Kołobrzeg, Młodsza Siostra – Warszawa, Wkurvv – Wrocław, SEJF – orzów, among many others.
They have also released two albums: “Chłodna pasywna głowa” [Cool Passive Head] and “Wracanie do siebie” [Returning to Yourself], which are recordings of their improvised performances together. Both albums were released on the Ciche Nagrania label, which is run by Józef and Zofia themselves.
von olga | Aug 5, 2019 | Geschaft, Neues bei CPP
Bei Crystal Palace Productions legen wir großen Wert auf Qualität – auf die Qualität unserer Produkte, Dienstleistungen, der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Stiftungen, Künstlern, allgemein auf die Lebensqualität. Wenn Sie sich für den Kauf einer Fotografie von Olga Żmijewska entscheiden, erhalten Sie einen Ausdruck auf hochwertigem Fotopapier sowie ein Echtheitszertifikat.
Aktuell bieten wir auch eine neue Form in unserem Shop – Fotografie, die auf dem sogenannten Dibond gedruckt wird. Diese Form erfordert keinen Rahmen, Sie können Ihre Fotografie gleich aufhängen.
„Das Foto auf Alu-Dibond wird auf dem hochwertigsten, traditionellen Kodak-Fotopapier aufgenommen und mit einem geeigneten Laminat vor UV-Strahlung geschützt. Das auf diese Weise bearbeitete Foto wird auf eine langlebige und leichte Aluminiumplatte Dibond geklebt. Auf der Rückseite werden spezielle Leisten angebracht, die dafür sorgen, dass sich das Foto in einem Abstand von 20 mm von der Wand befindet, was den entsprechenden ästhetischen Effekt erzeugt“. Auf diese Weise vorbereitete Fotos können Sie in Galerien, Museen, Innenausstellungen oder in Büros, Häusern und Wohnungen finden. Es ist eine großartige und dauerhafte Möglichkeit, Ihre einzigartigen Fotos zu präsentieren. Diese Form wird durch die anspruchsvollen Bedingungen in der Küche oder im Bad nicht gestört, sie ist beständig gegen hohe Temperaturen und Feuchtigkeit.
• Verwendete Technik: Lambda Print.
• Papier: traditionelles, hochwertiges Kodak-Fotopapier.
• Hochwertiges Laminat mit UV-Schutz.
• Das Foto wird mit einer langlebigen und stabilen Dibond-Aluminiumplatte verbunden.
• Durch die spezielle Befestigung kann der Effekt des Wandabstandes erreicht werden – das Element zum Aufhängen des Fotos ist aus Aluminiumleiste gefertigt, was dafür sorgt, dass sich das Foto in einem Abstand von 20 mm von der Wand befindet. So bearbeitete Fotos erfordern keinen Rahmen mehr.
Alle im Shop verfügbaren Fotos können Sie ab sofort als Dibond-Ausdrucke bestellen. Viel Spaß beim Stöbern und Einkaufen!
von olga | Jun 6, 2019 | Inspirationen
Manchmal ist weniger mehr, und schon eine kleine Veränderung kann wahre Wunder wirken, indem sie einem Raum Charakter verleihen und die Vorlieben und Interessen der Bewohner*innen ausdrücken. Unsere masurischen Landschaften aus der Serie Cranes in the sky schmücken diesmal die Wohnung der Bloggerin Koza Domowa. Das ist der polnische Begriff für Hausziege, und so verwundert es nicht, das die ländlichen Motive einfach perfekt zu dem Boho-Scandi-Stil der Autorin passen.